Der hundliche Orgasmus
Im Folgenden ein stilistisch nur flüchtig überarbeiteter Teil eines derzeit rund 1200 Druckseiten umfassenden Textes zum Thema „hundliche Sexualität“. Möglicherweise fehlen ein paar wenige Blöcke, da ich für diesen Auszug nicht das komplette Material akribisch durchforstet habe.
Dieser Text ist keine Vorgabe, wie die Sache definitiv ist oder zu sein hat. An bestätigenden, ergänzenden aber auch widersprechenden Erfahrungsberichten, Quellen und jedwedem anderen Material bin ich jederzeit interessiert. Um so fundierter kann ich – so es denn einmal sein soll – mit diesen, dann vielfach untermauerten, Fakten an die Öffentlichkeit treten. Ich sehe mich hier nicht in der Rolle des Schulmeisters, sondern bin stets selbst auf der Suche nach Informationen.
Immer wieder wird versucht, dem Hund jegliches Lustempfinden abzusprechen, ihn in seinem Sexualverhalten auf Antrieb, Reiz und Endhandlung herunterzuautomatisieren. Für jeden Menschen, der sich mit Hunden beschäftigt, steht jedoch die Existenz empfundener Trauer, Freude und eben auch Lust außer Frage. Ob der Vierbeiner gar orgasmusfähig ist, sich sein sexueller Höhepunkt nicht nur in ganz handfesten Körperfunktionen niederschlägt, sondern er ihn wie der Mensch zusätzlich als etwas Besonderes „im Kopf“ erlebt, soll hier diskutiert werden.
Die Orgasmusfähigkeit des Hundes
Gibt es den hundlichen Orgasmus wirklich? Diesem Thema möchte ich eine im Internet geführte Diskussion, unterstützt von den Aussagen eines anerkannten, kompetenten Fachmanns voranstellen.
Die Fragestellung
Viele Menschen vertreten die Auffassung, die Fähigkeit zum Orgasmus sei ein Privileg des Menschen. Solchen Aussagen liegt meist nur das Studium theoretischer Texte, jedoch keine praxisnahe Erfahrung am Tier zugrunde. Gibt es überhaupt Gründe, dem Hund einen sexuellen Höhepunkt, gar jede empfundene Befriedigung durch den Sexualakt abzusprechen? Oder anders gefragt: Kann man Beweise anführen, dass der Hund einen solchen Höhepunkt während der Verbindung erlebt?
Selbst wenn der Hund bei der Paarung nur klassische Antriebspools entleert, befriedigt und erleichtert ihn dies (vgl. die Kapitel „Befriedigung“ und „Kopfkomponente“). Unabhängig davon, ob er dabei einen als Höhepunkt zu bezeichnenden Zustand erlebt oder nicht. Alle lebenswichtigen Funktionen sind von der Natur mit „Spaß an der Sache“, Triebbefriedigung und anschließender Erleichterung verknüpft worden, allein damit man sie nicht vernachlässigt oder gar ganz vergisst. Diese unterlegte Triebbefriedigung muss deshalb vom Tier während der Befriedigung des betreffenden Antriebes in jedem Falle auch erlebbar sein und erlebt werden. Was ihm unleugbar Wohlbefinden verschafft.
Die Diskussion
Meine praktischen Erfahrungen aus unzähligen manuellen Stimulationen am Hund haben gezeigt, dass man bei Rüde wie Hündin zu einem Zeitpunkt, zu dem man in Analogie zum menschlichen Verhalten einen Orgasmus erwarten würde, ein kurzzeitiges, auffälliges Verhalten antrifft. Dies ist recht vielfältig in der Ausprägung, kann aus einem Verkrümmen des Rückens bestehen, einem befreiend wirkenden Verwinden. Der Hund tappst herum, schnappt in herumliegende Gegenstände, nimmt diese auf und schleudert sie herum. Weitere geschlechtsspezifische Ausprägungen dieses postulierten Höhepunktes weiter unten im Text. Keine auffälligen körperlichen und stimmlichen Gebärden also, wie man sie beim Menschen antrifft, sondern ein eher stilles, unauffälliges Geschehen.
Einige erfahrene Zoos konnten sich nun mit meinem „unauffälligen Geschehen“ überhaupt nicht anfreunden. Man bezeichnete diese Zeichen bei der Hündin vielmehr als zahlreich und schwer zu übersehen. Nicht alle Hündinnen zeigten das volle Programm. Der Erfahrung nach sei dies überaus auffällige Gebaren jedoch nicht die Ausnahme.
Hundliche Eskapaden, die Ausdruck eines empfundenen Höhepunkt sein könnten, seien gekennzeichnet von einem Hochziehen der Vulva im 2-sec-Takt. Von Bellen und Knurren. Die Hündin starte Spielaufforderungen an den Menschen. Sie schnappe in Kissen und Decken und schüttele diese herum, scharre mit den Pfoten. Starte Aufreitversuche am Menschen, springe und renne durch das Zimmer.
Doch traten alle diese – teils ebenso von mir beobachteten – Verhaltenskomponenten niemals WÄHREND der Stimulation, sondern erst DANACH auf. Nicht zu einem Zeitpunkt, als die Hündin an den Partner gefesselt war, sondern als sie sich ungebremst von diesem lösen konnte. Weshalb ich, da ich nicht informiert worden war, wann genau das beschriebene Verhalten auftrat, es entweder als Aufforderung und Vorspiel oder als Ausdruck von Erleichterung und Befriedigung nach dem sexuellen Erleben einstufte. Denn genau die beschriebenen Komponenten finden sich ebenfalls dort. Woraufhin eingewandt wurde, die Aufforderung zu sexuellen Handlungen bestünde bei diesen beschriebenen Hündinnen aus einem Umklammern des Armes des Halters, dem Versuch, auf alle erreichbaren Körperteile des Menschen aufzureiten. Aus einem Nachführen des Hinterteiles.
Diesen Beschreibungen stimmten weitere Zoos fernab der öffentlichen Diskussion in Mails an mich zu. Dieses Verhalten trete nach minutenlanger Stimulation auf, nicht davor und nicht während derselben. Es trete zudem zu einem Zeitpunkt ein, an dem die Hündin „einfach einen Orgasmus zu haben habe“, so sie denn überhaupt einen haben kann: Runde 2-3 Minuten nach Beginn der Stimulation. Zudem sei diese Reaktion mehrmals hintereinander mit abflachender Ausprägung reproduzierbar, indem man dicht gestaffelte sexuelle Stimulationen starte.
Diese Aussagen deckten sich wiederum mit meinen Beobachtungen des „stillen Orgasmus“, der bei natürlichen Verpaarungen ebenso wie bei manueller Stimulation der Hündin zu genau diesem Zeitpunkt eintritt.
Die Meinung der Fachleute
Dr. Dieter Fleig, der Standardwerke zur Hundezucht verfasste, beschreibt in einem seiner Bücher (Die Technik der Hundezucht, Kynos), wie er durch manuelle Stimulation der Hündin mittels eines tief eingeführten Fingers ein natürliches Hängen simuliert, damit die den künstlich eingeführten Samen Richtung Cervix transportierenden, wellenförmigen Bewegungen der Vagina auslöst. Die Reaktion nach dem Zurückziehen der stimulierenden Hand fiel bei manchen Hündinnen genauso erregt aus, wie oben beschrieben. Teils ergingen sich die Tiere in regelrechter Zerstörungswut.
Darauf wieder mein Einwand: NACHDEM die Sache abgeschlossen war, begann diese Reaktion. Oder gar erst Minuten danach. Weshalb ich weiterhin der Meinung bin, ein Orgasmus ist dies nicht.
Ein längeres Telefonat mit Frau Fleig bestätigte diese meine Meinung:
Sie war nach eigener Aussage bei über 200 natürlichen oder manuell unterstützten Verpaarungen beobachtend oder assistierend anwesend und konnte bei keiner, weder bei Rüde noch bei der Hündin, eine dem Höhepunkt vergleichbare Reaktion feststellen. Eine unerfahrene Hündin versuche möglicherweise zu Beginn der Kopulation, wenn ihre Vulva sowie der eingedrungene Penis des Rüden in ihr unangenehm stark aufschwellen, sich loszureißen, beginne zu zappeln und zu jammern. Nach Abschluss der Verbindung liefe die Hündin sich schüttelnd umher. Dies diene aber lediglich dazu, die verbliebenen, nun überflüssigen Substanzen des Rüden aus der Vagina zu schleudern.
Angeführt wurden in dieser Diskussion des weiteren Untersuchungen von Kinsey, der Pulsfrequenz und Blutdruckverlauf während hundlicher Kopulationen untersuchte und bei Rüde wie Hündin zu einem bestimmten Zeitpunkt einen für einen erlebten Höhepunkt typischen Knick im Verlauf festgestellt haben will. Ich kam bei eigenen Messungen mit modernerer Technik zu anderen Ergebnissen – dazu im Diagramm-Teil mehr.
Fragen
Folgende Fragen ließen mir nun keine Ruhe:
- Warum beschreiben viele Zoos bei ihren Hündinnen einen STARK AUSGEPRÄGTEN Höhepunkt AM ENDE der Verbindung?
- Warum trat ein solcher meinen eigenen Erfahrungen nach nur äußerst selten auf?
- Warum ist er bei der natürlichen Verpaarung gar nicht feststellbar?
- Warum liegt der von mir beschriebene „kleine Höhepunkt“ beim natürlichen Paarungsakt wie bei von mir durchgeführter, manueller Stimulation MITTEN IM Geschehen und NICHT AM ENDE?
Die Analyse dieser scheinbaren Widersprüchlichkeiten brachte mich auf eine theoretische Lösung, die sich in einem Experiment bestätigen ließ und im Ergebnis reproduzierbar ist.
Ein klärendes Experiment
Bei der natürlichen Verpaarung tritt das Herumtoben nicht auf, weil es schlichtweg gar nicht auftreten kann. Drei Minuten nach Beginn der Kopulation ist die Hündin an den Rüden gefesselt und kann den Höhepunkt nur durch das von mir beschriebene Verwinden, Herumtappen und Schnappen recht versteckt äußern.
Bei der manuellen Stimulation hingegen fällt diese Fixierung fort. Die Hündin kann sich jederzeit vom Partner trennen, muss sich nicht auf kaum ausgeprägte Ausdrucksformen beschränken und kann – wie beschrieben – herumtoben.
Fixiert man sie jedoch über diesen Zeitpunkt hinaus und setzt das bindende Hängen noch eine Viertel Stunde oder länger fort, so fehlt ebenso am Ende der manuellen Stimulation jedes auffällige Verhalten. Die Hündin entfernt sich, schüttelt sich, beleckt sich – wie nach dem natürlichen Deckakt, wie von Züchtern und Fachleuten beschrieben..
Fazit: Nur die unnatürliche Möglichkeit, sich ohne Anstrengung bei ihrem „kleinen Höhepunkt“ losreißen zu können, führt zum unmittelbaren Herumtoben. Ein Tatbestand, der aber nichtsdestotrotz beweist, welch antreibende Energie dem Geschehen in jedem Falle zugrunde liegt und dass man ganz augenscheinlich einen gewissen Höhepunkt während der sexuellen Verbindung bei der Hündin annehmen darf.
Zum Vergleich: Entlässt man den Rüden zum Zeitpunkt seines „stillen Höhepunktes“ (dem Umschalten von erster auf zweite Fraktion, rund 20-30 sec nach dem Aufreiten auf die Hündin) aus der Verbindung, reagiert er ebenfalls hektisch. Bei ihm ist die Ursache dafür aber, dass er die Verbindung als „den Erfolg gefährdend früh abgebrochen“ einstuft (im Grundverhalten verankert???) und sehr zielgerichtet durch erneutes Aufreiten diese Störung zu korrigieren versucht. Man stößt im Falle des vorzeitigen Abbruches also ebenfalls auf Aktivität, jedoch auf Aktivität von anderer (zielorientierterer) Qualität als bei der Hündin.
Nochmals zur Hündin: Das wiederholte rhythmische Hochziehen der Vulva nach diesem frühzeitigen Abbruch, deutet in meinen Augen darauf hin, dass ebenfalls die Hündin den Wiederaufbau der Verbindung, die Fortsetzung der Kopulation anstrebt, möchte sie doch mit dieser Aktion einerseits Aufmerksamkeit erregen, andererseits dem Partner das Eindringen erleichtern, teils überhaupt erst ermöglichen. Ebenso spricht der Effekt, dass man die Hündin durch diesen frühzeitigen Abbruch zu wiederholten Kopulationen mit abfallender Aktionsintensität unmittelbar hintereinander bringen kann für das Streben nach Wiederaufnahme eines verunglückten Verkehrs. Trotz unvollständiger Endhandlung wirkt diese nach mehreren (erfolglosen) Teilabläufen so stark mindernd auf den zugrunde liegenden Antrieb, dass selbst bei gleichbleibender Reizqualität die Reizschwelle zum Starten der zugehörigen Endhandlung(skette) irgendwann nicht mehr überschritten, die Kette nicht mehr gestartet werden kann (aktionsspezifische Ermüdung). Wohingegen bei der Verpaarung unter Hunden – oder der manuellen Stimulation durch den Menschen mit konsequenter Fixierung – gerade die Hündin der Part ist, der für sich die längere Refraktärphase beansprucht. Sie sich zu erneuter Paarung meist noch ablehnend eingestellt zeigt, wenn der Rüde schon wieder möchte.
All dies weist für mich darauf hin, dass die Hündin mit diesem frühzeitigen Abbruch eigentlich gar nicht einverstanden ist.
Das zugrundeliegende Experiment: Ich konnte dies bei einer mir fremden Hündin im Östrus innerhalb von vier Tagen drei mal vergleichend provozieren. Als weiterer Vergleichswert diente eine seit Jahren zoophil betreute Hündin im Östrus, die auf meine Anleitung hin von ihrem Halter stimuliert wurde. Fixierte man beide Tiere eisern bis über die kurze Unruhe hinaus, blieb das Toben am Ende aus. Man trennte sich gesittet, beleckte sich entspannt und war an weiteren sexuellen Handlungen nicht mehr interessiert. Wurden die Hündinnen beim Eintreten der Unruhe aus der Fixierung entlassen, entlud sich ein innerer Antrieb durch Herumtoben. Die Bereitschaft, eine neue Verbindung aufzunehmen / zuzulassen, die alte fortzusetzen, blieb für einige Wiederholungen erhalten.
Was letztlich die Frage auswirft, welche Möglichkeit vom Tier – speziell der Hündin – als positiver eingestuft wird: Die frühzeitige Entlassung aus der Verbindung mit anschließendem Abreagieren der inneren Spannung, gefolgt von dem Versuch, die Verbindung fortzusetzen – was letztlich darauf hindeutet, dass das Tier keineswegs voll befriedigt worden ist. Oder die eiserne Einhaltung der natürlichen Abläufe?
Ist dieser „Tobsuchtsanfall“ der Hündin gar Ausdruck von Frustration, von Unzufriedenheit? Eine Möglichkeit die nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Solch Schnappen und Herumtoben finde ich auch bei meinem Rüden, wenn ich ihm die volle Futterschüssel vorsetzte und nach wenigen Sekunden wieder wegnahm. Dann stellen diese Aktionen nichts weiter als eine spielerisch verklausulierte Kritik an meinem Handeln dar, ihm eine hochmotiviert angestrebte Ressource nach Präsentation vorzuenthalten. Was man als Omega aber an sich nicht offen kritisieren darf.
Wenn auch fünf Versuche, bestehend aus gesamt zehn Stimulationen (je einmal mit und frühestens 24 h später ohne vorzeitiges Auslassen) an zwei Hündinnen keine statistisch relevante Aussagekraft besitzen, vereinbart dieses Experiment dennoch in vollem Umfang die widersprüchlichen Beobachtungen zwischen den zahllosen von mir durchgeführten Stimulationen und der Meinung der Fachleute auf der einen und den unzähligen praxisnahen Erfahrungen der Menschen der Zoo-Szene auf der anderen Seite.
Ergebnis
Ob man das beschriebene Verhalten der Hündin – oder auch des Rüden – nun „Orgasmus“ nennt oder nicht, ist lediglich Formsache. Dass die Hündin ganz offensichtlich einer enormen, ursächlich nur auf die sexuelle Verbindung zurückführbaren Spannung unterliegt, diese durch körperliche Aktionen ausdrückt und abreagiert, ist hingegen eine Tatsache. Vielleicht empfindet der Hund (zu diesem Zeitpunkt) zwar keinen Höhepunkt, fühlt sich aber erleichtert, wie wenn er an einem heißen Sommertag frisch abgekühlt aus dem Badesee kommt – und sich dann genauso benimmt, wie die Hündin nach der Stimulation. Man mag dieses Verhalten streng nach Definition nicht mit dem Wort „Höhepunkt“ titulieren dürfen, aber die Hündin erlebt auf ihre Weise zu diesem Zeitpunkt am ehesten das, was der Mensch bei sich als Höhepunkt bezeichnet.
Das Ergebnis der Diskussion lässt sich am besten in einer neuen Fragestellung zusammenfassen:
Empfinden kann man kaum messen – doch warum sollte man dem Hund einen empfundenen orgasmusähnlichen Zustand absprechen, wenn es kleine wie große Signale gibt, die auf einen solchen Höhepunkt hinweisen, diese zu einem Zeitpunkt auftreten, zu dem man sie in Analogie zum menschlichen Sexualverhalten, die in vielen Teilbereichen als legitim angesehen werden darf, erwartet?
Diese Frage möchte ich in den folgenden Kapiteln ein wenig vertiefen.
Die fünf Phasen der sexuellen Verbindung – ein veraltetes, aber treffendes Schema
Der Hund kennt die fünf Phasen, in die man den Sexualakt des Menschen in einem schon etwas überholten Schema untergliedert ebenfalls. Man unterscheidet:
- Erregungsphase
- Plateauphase
- Orgasmusphase
- Rückbildungsphase
- Refraktärphase
Aufgrund seiner schematischen Einfachheit lässt sich dieses Modell recht gut auf das hundliche Verhalten anwenden.
Die Erregungsphase
Die Erregungsphase kann man beim Rüden mit den tastend-stoßenden Orientierungsbewegungen beim Aufreiten auf die Hündin festmachen, besser noch mit dem Auffinden der Vulva und dem Beginn der tief stoßenden Penetrations-Bewegungen. Damit umfasst sie nur wenige Sekunden, in denen die Erektion voll aufgebaut, der Penis über den Knoten in der Vagina verankert und parallel dazu schon die erste Fraktion zur Reinigung der Harnwege und zur Kompensation des sauren Milieus in der Vagina ejakuliert wird.
Die augenscheinlichsten anatomischen Veränderungen im Bereich der Vulva entstehen bei der Hündin nicht durch die punktuelle Erregung, sondern über Tage hinweg, beginnend im Proöstrus. Weshalb man dies als Erregungsphase bezeichnen könnte.
Da die Hündin aber ebenso über eine gewisse erektile Funktion verfügt, die etwa zeitgleich zu den Aktivitäten des Rüden einsetzt, mag man den Beginn der Erregungsphase besser hierhin verlegen. Damit verläuft sie zeitlich parallel zu der des Rüden.
Man könnte weiter ausholen: Die Erregungsphase beginnt beim Rüden noch vor dem Aufsteigen mit Eintritt der allerersten Vorerektion, die der Hündin mit dem „Stehen“ und den hilfreichen Nachführ- und Hochzieh-Bewegungen der Vulva. Damit bleibt die ungefähre Parallelität zwischen Rüde und Hündin erhalten, die Dauer erhöht sich jedoch erheblich, da zwischen diesen ersten Anzeichen erwünschter sexueller Interaktionen und dem erfolgreichen Penetrieren durchaus Minuten des Vorspieles vergehen können.
Die Plateauphase
Der Beginn der Plateauphase lässt sich bei der Hündin auf die Zeit nach dem Eindringen des Rüden legen, wenn die Vulva voll erigiert ist, die Ringmuskulatur den Rüden verankert hat, die wellenförmigen, vaginalen Bewegungen begonnen haben und nunmehr an und für sich keine neuen Funktionen hinzukommen, die alten in den Möglichkeiten voll ausgeschöpft sind und kontinuierlich ablaufen.
Die Plateauphase des Rüden beschränkt sich auf die verbleibenden Sekunden der ersten Fraktion bei voller Erektion, bis zum Umschalten auf die zweite Fraktion, die Ejakulation aus den Hoden, die man mit dem Orgasmus gleichsetzen könnte.
Die Orgasmusphase
Einen vermeintlichen Orgasmus des Rüden mag man auf den Umschaltvorgang zur zweiten Fraktion, rund 20-40 sec nach dem Penetrieren, legen – so man sich den menschlichen Mann als Vorbild nimmt. Eine nicht ganz unproblematische Analogisierung. Deshalb behandle ich den sexuellen Höhepunkt weiter unten nochmals eingehender. Guten Gewissens kann man diese zweite Fraktion des Rüden mit dem Erguss des Mannes gleichsetzen.
Die Hündin braucht für ihren Höhepunkt (so es denn einer ist!) etwas länger, erlebt diesen nach rund 2-3 Minuten fortwährender Stimulation, während des Hängens. Verfügt damit über eine deutlich ausgeprägtere Plateauphase.
Ein zweites Plateau?
Funktionieren Hengst und Menschenmann im Ablauf des Geschehens recht analog – erigieren, einführen, stoßen, ejakulieren, vom sofortigem Abbau der Erektion begleitet -, so darf dem Rüden die Erektion nicht mit dem Abschluss der Hodenejakulation abhanden kommen, da für ihn die eigentliche langwierige Arbeit – das Hängen – erst danach beginnt.
Befindet sich zu Beginn des Hängens die Hündin noch in ihrer Plateauphase und übertritt später in die Orgasmusphase, so müsste man für den Rüden gleich nach dem Übersteigen einen völlig neuen Abschnitt definieren. Er bleibt voll erigiert, ejakuliert die dritte Fraktion, pulsiert später nur noch trocken, befindet sich hinter der Orgasmusphase, aber noch nicht in der Rückbildung. Da ich keinen Begriff für diesen Zustand, in dem sich kurze Zeit später ebenfalls die Hündin für den Rest des Hängen, für einige Minuten bis hin zu einer Stunde befindet, finden konnte, möchte ich diese Phase einfach einmal mit „hundliche Plateauphase II“ benennen.
Was uns auf die Eingangsdiskussion zurückbringt: Wenn ich schon hier eine Zusatzphase einschieben muss, warum sollte die Hündin ihren Höhepunkt dann nicht doch auch NACH dem Akt empfinden dürfen?
Die Rückbildung – neue Wirren
Nach gewisser Zeit des Hängens, in der vielleicht schon ein Part versuchte, sich zu lösen, vom Partner aber noch nicht ausgelassen wurde, kommt es zur mehr oder minder einvernehmlichen Trennung, bedingt durch die Lustlosigkeit der Partner. Einer von ihnen wird irgendwann eine Rückbildung starten. Die Verbindung reißt entweder ab, weil der andere mithalf, sie zu lösen, oder weil aufgrund von Größenunterschieden in der Anatomie der Abbruch der Fixierungsfunktion auf einer Seite schon ausreicht, die Verbindung zum Partner von diesem unrettbar zu kappen. Die Ejakulation des Rüden bricht spätestens jetzt ab, die Genitalien schwellen ab. Die Hunde trennen sich.
Wiederum könnte man dies bei der Hündin als „kleine Rückbildungsphase“ bezeichnen. Denn die vollständige körperliche Rückbildung findet erst im ersten Abschnitt des Metöstrus – der auch korrekter Weise „Rückbildungsphase“ genannt wird – statt. Doch kommt man dann in den Konflikt, dass die Hündin nach dieser Definition nur eine Rückbildung nach beliebig vielen Erregungs-, Plateau- und Orgasmusphasen kennt, und einmal mehr nicht wie der Mensch funktioniert, dem die Rückbildungsphase nach jedem einzelnen Akt zudefiniert wird. Damit würde die Hündin mehrfach die Refraktärphase vor die Rückbildung ziehen, und man gelangte mit dieser versuchten Analogisierung mehr und mehr ins Chaos.
Die Refraktärphase
Der Rüde fällt nun in eine deutlich ausgeprägte Refraktärphase, in der er für gewisse Zeit – je nach Stimulation und Antrieb zwischen einer halben Stunde und einem halben Tag, kaum mehr zu einer sexuellen Verbindung animiert werden kann, eine solche teils aggressiv abwehren wird. Gleiches gilt für die Hündin.
Aufmerksamkeit muss der Wichtigkeit der Trennung vom Sexualpartner zum richtigen Zeitpunkt gezollt werden. Kommt man doch – wie oben beschrieben – durch frühzeitigen Abbruch zu den seltsamsten Phänomenen, bis hin zu ständigen Versuchen der Wiederaufnahme der Verbindung in unmittelbarer Folge.
Bei beiden Geschlechtern ließe sich diese abschließende Phase der Unwilligkeit durch die Rückkopplung der Endhandlung auf den Antrieb, sowie die Erhöhung der für die erneute Auslösung notwendigerweise zu überschreitende Reizschwelle erklären. Beim Rüden kommt sicherlich noch ein rein physischer Aspekt hinzu: Schon bei einer einzigen Verbindung wird das Hängen gegen Ende nur noch von trockenem Pulsieren begleitet und kein Sekret mehr aus der Prostata gefördert. Allein die Organfunktionen benötigen bei ihm wenigstens eine kurze Regenerationsphase, auch wenn seine Hoden vielfach mehr leisten könnten, als der Rüde aus seiner rein ethologischen Antriebssituation heraus zu leisten willig ist.
In der Refraktärphase neigt nicht nur die Hündin, die ich in Sachen Sexualität als etwas zickig bezeichnen möchte, zum abwehrenden Schnappen gegen alle tastenden Bewegung in Richtung ihrer Genitalien. Selbst der triebigste Rüde wird oft abwehrend reagieren. Selbstbewusste Rüden können sich mit einem symbolischen Abwehrschnappen blitzschnell so weit in Aggression hineinsteigern, dass sie noch mehrmals – dann ernsthaft verletzend – nachbeißen, ohne dass man dazu weiterhin aufdringlich geblieben wäre. Und das, obwohl sie noch zwanzig Minuten zuvor am liebsten aus Frustration um sich gebissen hätten, weil man sie nicht schnell und kräftig genug an ihren Genitalien arretierte. Und sie – je nach Triebstau – möglicherweise schon eine halbe Stunde später erneut in dieses fordernde Verhalten zurückfallen.
Auf solche blitzartigen Stimmungsumschwünge, diese Hin- und Hergerissen-Sein zwischen Lust und Ablehnung muss man als menschlicher Befriediger beim Hund gefasst sein. Obwohl diese Aktionen, beim eigenen Tier, das seinen Halter kennt, vielleicht gar zu schätzen gelernt hat und vor allem weiß, dass man ihn nicht unbedingt töten sollte, lange nicht in dieser exzessiven Ausprägung anzutreffen sind, wie bei selbstbestimmt lebenden Streunern und selbstbewussten Fremdtieren in einer kaum bindenden sozialen Position zu ihrem Befriediger.
Ein Ausbleiben der Abwehr unmittelbar nach dem Akt kann man in verschiedener Weise interpretieren. Entweder war der Akt in den Augen des Hundes unvollständig oder er war vollständig abgeschlossen, aber – wie für den Kastraten oft typisch, der weniger ausgeprägt in diese Refraktärphase fällt – nicht ausreichend befriedigend, alsdass diesem (minderwertigen) Erlebnis nun etwas der Refraktärphase gleichendes folgen müsste. Zum Dritten könnte der Hund so zerbrochen oder unter Druck gesetzt sein, dass er nicht einmal wenn es um die verletzlichsten Teiles seines Körpers geht, Ablehnung bei ihm unangenehmen Handlungen zu zeigen oder sich durch Flucht zu entziehen wagt.
Den unvollständigen Akt, etwa ein Abbruch des Hängens nach wenigen Sekunden, sollte man den Hund wiederholen lassen, da man ihm damit auf Dauer nicht ausreichend Befriedigung und sich selbst damit kaum die gewünschten Ergebnisse im Verhalten schafft. Kastraten habe ich immer so oft hintereinander rammeln lassen, wie sie es wünschten. Sie werden nicht von organischer, sondern bestenfalls von körperlicher Erschöpfung gedämpft. Zudem durch aktionsspezifische Ermüdung im Antrieb zurückgenommen. Sodass der Kastrat nach vier bis fünf Durchgängen – und das kann mit fünf mal einer halben Stunde Hängen in die Zeit gehen! – wenigstens die instinktantriebige Komponente, wenn schon nicht die organisch körperlich antreibende, da alle Aktionen ja ohne Ejakulation, ohne Orgasmus, im Ablauf fehlerhaft und unvollständig vollzogen werden müssen, befriedigen kann. Wobei diese sexuelle Sättigung weniger lang anhält, als ein vollständig ausgelebter Akt mit allen Komponenten. Weshalb ein Hund nach dieser Form der Befriedigung rascher erneut zu sexuellen Handlungen bereit ist. Die Befriedigung fand ja nur „programmtechnisch“ über die „Software“ im Rückenmark statt, war aber nicht mit körperlicher Befriedigung verknüpft und nicht mal die Kopfkomponente (vgl. zugehöriges Kapitel) wurde aufgrund des Ausbleibens der üblichen körperlichen Reaktion vollständig befriedigt.
Wege zum Orgasmus – Stimulieren und Erkennen
Nochmals zurück zum Orgasmus.
Wenn ich im Folgenden von Orgasmus spreche, muss man im Hinterkopf behalten, dass ich diesen zwar für sehr wahrscheinlich halte, den empfundenen Teil des Höhepunktes aber bislang physiologisch nicht beweisen konnte und er streng genommen auch noch nicht bewiesen wurde, lediglich allerhand Verhaltensaspekte auf einen solchen hindeuten.
Was verstehe ich unter „Empfundenem Orgasmus“?
Dem Laien unterläuft in dieser Frage oft ein Denkfehler: Der Orgasmus beim Mann ist nicht gleichzusetzen mit der Ejakulation. Dies sind zwei unabhängige, für sich stehende, auch getrennt ablaufende – das eine ohne das andere – Funktionen, die im Normalfalle nur eben meist zeitlich dicht beieinander liegen. Somit darf ich dem Rüden keinen Orgasmus unterschieben, nur weil er irgendwann auf eine Ejakulation aus den Hoden umschaltet.
Orgasmus ist für mich der empfundene Teil des sexuellen Höhepunktes. Der Effekt, dass sich da etwas Enormes im kopulierenden Wesen ohne „physiologische Ursache“, allein über die taktilen Reize, das körperliche Empfinden und das Wissen um den Kontext in der „Software“ des Akteurs aufschaukelt, im Kreislaufgeschehen und im neuronalen Geschehen aufbaut und schließlich in einem emotionalen Sturm entlädt.
Die Signale des hundlichen Orgasmus
Man kann beim Hund einige Verhaltensweisen dingfest machen, die auf einen Orgasmus hindeuten. All diese Signale treten zu einem Zeitpunkt auf, zu dem man in Analogie zum Menschen einen Höhepunkt erwarten würde.
Die Hündin
Die nach außen getragenen Verhaltensweisen der Hündin sprach ich schon bei der Eingangsdiskussion an. Da der Rüde von Beginn des Aufreitens bis zum Abbruch des Hängens meist durchgehend gleichmäßig pulsiert, ist anhand dieser Pulsationsbewegungen in der Erektion, der Harnröhre und des Afters sein Höhepunkt nicht festzumachen. Bleibt das Tappeln und das optische Feedback durch Trübung des Ejakulats der zweiten Fraktion. Bei der fixierten Hündin fällt das Feedback über solche Körpersubstanzen fort. Zu den körperlichen Ausdrucksformen kommen jedoch punktuell einige pulsierende Bewegungen an der Vulva und im Vaginaltrakt hinzu. Findet man als kontinuierliches Geschehen nur die leichten Transportbewegungen im Vaginalkanal, so setzt parallel zum Herumtappen, Schnappen, Niesen, etc. pp. die Hündin nahezu alle verfügbare Muskulatur ihrer Genitalien ein:
- 20 bis 60 Sekunden lang pulsiert die fixierende Ringmuskulatur zwischen Vestibül und Vagina ein bis zweimal pro Sekunde.
- Die Muskulatur, die für die Bewegung der Vulva zuständig ist, wird pulsierend bedient. Was man am ständigen Verschieben und dem Auf und Ab der Schamlippen / Vulva erkennt, wenn selbige nicht durch einen eingeführten Gegenstand fixiert ist.
- Ebenso können die Vaginalkontraktionen intensiver ausfallen, sich im Rhythmus beschleunigen.
Danach fällt die Hündin wieder in einen von Statik geprägten Zustand zurück. Letztlich verbleiben nur mehr wieder die Transportbewegungen.
Unregelmäßigkeiten im Pulsieren, die aber nicht auf einen Höhepunkt hindeuten, treten bei Rüde wie Hündin während des Hängens auf, wenn sie ihre Positionen verändern, die Festigkeit der Verbindung durch kurzzeitige Zugbelastung testen. Beim Rüden werden dann einige Ejakulationskontraktionen enger gesetzt, fallen intensiver und in der Substanz ergiebiger aus. Die Adaptation an der vormaligen Dauerzustand erfolgt innerhalb von wenigen Sekunden.
Beschrieben werden auf Seiten der Hündin ein Japsen, Winseln, Stöhnen, Niesen, eine beschleunigte Atemfrequenz, die oftmals in ein Hecheln wechselt. Dinge, die ich im Gegensatz bei keinem Rüden feststellen konnte. In ein Hecheln wird meist rein funktionell temperatur- wie aktivitätsabhängig gewechselt. Wieder offenbart sich hierin eine Analogie zum menschlichen Sexualgebaren.
Der Rüde
Das Herumtappen, das dem Umschalten auf die zweite Fraktion unmittelbar vorausgeht, ist (meist) die erste große Unruhephase des Rüden nach wenigen Sekunden ruhigen Geschehens. In der natürlichen Verpaarung ist der Rüde zu diesem Zeitpunkt meist noch auf die Hündin aufgeritten, impft ihr die Hodenfraktion ein und übersteigt unmittelbar danach. Bei manueller Stimulation mag er auf allen Vieren stehen, möglicherweise schon überstiegen sein. Diese Unruhe unterscheidet sich dann grundlegend von den reinen Positionswechseln, während des Hängens, bei denen nur die Läufe bewegt werden. Auch beim Rüden findet man zum Zeitpunkt des postulierten Höhepunktes ein Herumtappen unter Verkrümmen und Verwinden des Körpers, ein Ducken des Kopfes. In der Interpretation unter Zuhilfenahme anderer Situationen und deren körperliche Beantwortung durch den Hund, würde ich die Bewegungen als ein kurzes, wohliges, nicht angestrengtes Verkrampfen, wie man es auch antrifft, wenn man den Hund an einer ihn furchtbar juckenden Stelle kratzt, beschreiben. Man befreit sich durch kurze äußerliche Verkrampfung von einer inneren Spannung, zeigt die dadurch entstehende Erleichterung durch wohlige Muskelanspannung, ähnlich einem Strecken der Muskulatur bei Verspannungen.
Im zeitlichen Zusammenhang können diese Aktionen gut voneinander unterschieden und die Ejakulationsfraktionen anhand dieser Aktionen des Hundes sauber getrennt werden. Als Kontrolle zu Beginn, bis man genau weiß, worauf man zu achten hat, dient die auffällige milchig trübe Färbung des Hodenejakulats, das die durchsichtig wässrige Substanz der ersten Fraktion ablöst. So kann man aufgrund dieses optischen Feedbacks lernen, die vorausgehenden körperlichen Symptome zielsicher zuzuordnen.
Stilles Geschehen in geänderter Quantität
Bei Rüde wie Hündin sind diese Ausdrucksformen für den unbedarften Menschen schwer zu erkennen und mögen im Gesamtgeschehen des Hängens beinahe völlig untergehen. Je erregter der Hund, desto schneller gelangt er zum Orgasmus, desto intensiver fällt dieser und damit seine Zeichen aus. Wobei es beim Rüden eine Schwelle der Erregung gibt, ab der alles durcheinander kommt: Er mischt dann schon der ersten Fraktion Hodenejakulat zu, schaltet nicht mehr sauber um, erlebt eigentlich vom Aufreiten bis zum Übersteigen einen ständigen, aber sehr gedehnten, damit nicht kompakten und schon gar nicht mehr eingrenzbaren, orgasmusähnlichen Zustand.
Da zum Höhepunkt lediglich eine andere Quantität der Körpersignale zum Tragen, jedoch kaum neue Qualität hinzu kommt, Rüde wie Hündin genauso japsen und winseln, hecheln und schnappen, toben und niesen wenn eine Verbindung schwer herstellbar ist, man diese Ausdrucksformen ebenfalls im Vorspiel findet, kann all dies Geschehen für den ungeübten Halter im Gesamtablauf als Zeichen für einen Höhepunkt durchaus untergehen. Neueinsteiger in die hundliche Befriedigung tragen aus der Beobachtung an ihrem eigenen Tier all diese Symptome sexuellen Erlebens bei ihrem Vierbeiner meist über viele Wochen der Aktivität Stück für Stück zusammen. Bei zunächst oberflächlicher Betrachtung kommen sehr rasch Fragen auf, warum die eigene Hündin dieses oder jenes Verhalten nicht zeige, überspringe, überbetone, der Rüde scheinbar keine Befriedigung erlebe. Erst mit steigender Sensibilität für diese Signale wächst auch das Erkennen selbiger und damit die Möglichkeit adäquat reagieren zu können.
Ein Hund äußert sich nicht grundlos über nach außen getragenes Verhalten. Schon gar nicht reproduzierbar zum immer gleichen Zeitpunkt im Ablauf eines Geschehens. Warum sollte sich die Hündin nach einer gewissen, abschätzbaren Zeit des Hängens plötzlich seltsam benehmen, wenn dem kein Empfinden zugrunde läge? Zu diesem Zeitpunkt gibt es in der (natürlichen) Verbindung keinerlei ausgefallene Aktionen, die eine solch auffällige Reaktion erklären würden. So dass diese ausschließlich aus der Hündin selbst heraus, aus ihrem, nun eine gewisse Grenze überschreitenden inneren Erleben entstehen muss.
Da der „kleine Höhepunkt“ bei Hündin wie Rüde ein Einzelereignis ist, darf dies auch nicht als ein Versuch von vielen missinterpretiert werden, mit dem der Hund von seinem, ihn fesselnden Partner loszukommen versuche. Ebenso wenig ist es einer der periodischen Versuche, die Willigkeit des Partners und die Festigkeit der Verbindung zu testen. Diese permanenten Tests unterscheiden sich in der Form grundlegend vom Einzelereignis „Höhepunkt“.
Weitere Faktoren, die für einen Höhepunkt sprechen
Bemüht man erneut den Vergleich zum menschlichen Sexualverhalten, zeigen sich einige zusätzliche Abhängigkeiten, die auf einen sexuellen Höhepunkt hindeutend.
- Unter Stress bleibt das (Orgasmus-)Gebaren aus.
- Je erregter der Hund, desto intensiver fällt der vermeintliche Höhepunkt im Ausdruck aus.
- Je intensiver dieser Höhepunkt, desto ergiebiger gestaltet sich die Hodenejakulation des Rüden.
- Bei Lustlosigkeit spulen Hündin wie Rüde vielleicht noch das ganze Programm ihrer Sexualität ab, kommen aber nicht zu beschriebenem Höhepunktgeschehen.
Die aus einem erfüllten Sexualleben resultierenden Auswirkungen auf den Hund – dazu später mehr – würden nicht so ausgeprägt ausfallen, wenn er bei der Paarung nur ein völlig mechanisch ablaufendes, naturdiktiertes Verhaltensprogramm abspulen würde, ohne darüber hinaus dieses Befriedigen eines Triebes zusätzlich in Form von positivem Empfinden wirklich ERLEBEN zu können. Dass Lustempfinden allein zum Selbstzweck zumindest bei höheren Säugetieren eine unleugbare Tatsache ist, beweisen weiter oben angesprochene sexuellen Exzesse aus dem Tierreich. Warum sollte man dem Tier dann am Ende der Luststeigerung aber nun ein großes Finale absprechen, wenn zahlreiche Verhaltensäußerungen sowie deren Abhängigkeiten von anderen Faktoren für einen solchen Höhepunkt sprechen?
All dies weist für mich darauf hin, dass der Hund neben dem körperlich-taktilen Erleben ebenso ein emotional-psychisches Erleben während des Aktes erfährt. Aus all diesen unmissverständlichen und wiederholbaren Fakten heraus wage ich es, nebst dem körperlichen Höhepunkt des Rüden einen emotionalen, erlebten, empfundenen Höhepunkt während des Sexualaktes für Rüde wie Hündin zu postulieren.
Unterschiedliche Voraussetzungen
Reichen beim Rüden einige taktile Muster aus, ihn durch alle Fraktionen der Ejakulation inklusive postulierten Orgasmus zu leiten, sind für die erfolgreiche Stimulation der Hündin meist weitere periphere Faktoren Voraussetzung:
- Grundlage ist eine innige Beziehung, die auf Gegenseitigkeit in Freundschaft und Vertrauen beruht. Ein Verhalten das nur in wenigen Tagen des Östrus völlig auf den Kopf gestellt wird: Hier biedert sich die Hündin beinahe jedem möglichen Sexualpartner an.
- Kommt der Rüde schon nach 20-60 Sekunden zum Orgasmus, braucht die Hündin selbst natürlich gedeckt vom Rüden deutlich mehr Zeit. Sodass man als Mensch möglicherweise zu früh abbricht, damit der Hündin das sexuelle Erleben beschneidet. Ich habe Tiere bedient, die 15 Minuten bis zum Höhepunkt brauchten.
- Möglicherweise mögen die teils nur sehr unscheinbaren Merkmale des Orgasmus‘ vom Menschen anfangs schlichtweg übersehen werden, weshalb er nicht angepasst reagieren kann. Ein Wissen um die individuellen Verhaltensweisen des Hundes ist Voraussetzung für den erfolgreichen sexuellen Umgang.
Steht die Hündin unter Stress ist dies ein nicht zu unterschätzender Faktor für den Zuchteinsatz. Allein durch Stress (etwa bedingt durch weite Fahrten zum Deckrüden oder durch körperliche Zwangsmaßnahmen bei deckunwilligen Hündinnen) kann gar die Ovulation ausbleiben.
Zieht der übererregte Rüde selbst beim allerersten Mal mit einem neuen Geschlechtspartner schon den Orgasmus vor alles andere vor, ejakuliert vielleicht vor dem Penetrieren der Hündin aus den Hoden in die leere Luft, so benötigt die Hündin trotz aller offen ersichtlicher Erregung manchmal zunächst mehrere abgeschlossene Kontakte zu einem neuen Sexualpartner, bevor sie das erste Mal orgasmiert.
Deshalb wird die künstliche Insemination, egal ob vaginal oder über unangenehmere Techniken ausgeführt, immer eine Vergewaltigung für die Hündin bleiben, solange die Sache nicht von einer von ihr wirklich geschätzten Vertrauensperson vorgenommen wird.
Die Hündin benötigt vergleichsweise viel körperliche Stimulierung. Während der Rüde allein schon auf die optischen und geruchlichen Stimuli anspricht, sich dann eher zurücknehmen muss, um den Erfolg der Paarung nicht durch einen vorschnellen Erguss zu versauen. Bei der Verbindung zum Menschen fehlt zwar die Geruchskulisse, diese Grundtendenz bleibt dennoch erhalten.
Muss bei der Hündin eine gehörige Portion Liebe und Vertrauen hinzukommen, so gereicht den meisten Rüden schlichter, harter Sex, der nicht allzu arg schmerzen sollte, zur Lustbefriedigung völlig aus. Bekommt er mehr, steckt er dieses Mehr bereitwillig weg. Man kann beinahe jeden Rüden – nicht nur über die Sexualitätsschiene – zur beinahe weibischer Verschmustheit erziehen.
Orgasmus – wozu eigentlich?
An und für sich ist ein Orgasmus zur erfolgreichen Paarung nicht unabdingbare Voraussetzung. An sich ist er überflüssiger Luxus. Fand die Ejakulation statt, ist der Naturauftrag erfüllt. Der weibliche Part braucht ihn schon gar nicht. Dennoch bietet der Orgasmus Selektionsvorteile. Macht die Sache anstrebenswerten Spaß, den man sich in dieser Form anderweitig nicht beschaffen kann, wird der Mann, der zyklisch unbegrenzt seine Gene verteilen kann, öfter wollen und sich damit besser verbreiten. Über die Sinnhaftigkeit des weiblichen Orgasmus wird bis heute in Fachkreisen gestritten. Deshalb davon auszugehen, dass er nicht existiert, wo doch auch die rein körperliche Entwicklung bei beiden Geschlechtern analog abläuft und bei beiden Partnern während des Verkehrs einmal sehr ähnliche körperlichen Reaktion auftreten, kann ich nicht befürworten.
So bietet ein exzessives Erleben, ein buchstäblich orgiastischer Zustand, der eine an sich banale Handlung – die Kopulation – begleitet, sicherlich unleugbare evolutorische Vorteile.
Die Diskussion „Orgasmus ja oder nein“ vervollständigt lediglich die Thematik „Sexualität“. An sich ist sie jedoch ein unwichtiges Randproblem. Sollte der Hund wirklich nicht für einen empfundenen Orgasmus konzipiert worden sein, ist das Sexualleben „ohne“ für ihn dennoch genauso vollwertig und vollständig wie für uns Menschen „mit“. Dabei ist zu bemerken, der Abbau des Sexualtriebes muss nicht zwangsläufig mit dem Erleben eines Höhepunktes einhergehen. Das beweisen Forschungen an rückenmarksgeschädigten Menschen. Selbst der Mensch kann ohne Höhepunkt und ohne Ejakulation ein vollständig befriedigendes Sexualleben genießen.
Wir sollten uns nicht darauf versteifen, dass zu einem vollständigen Sexualakt in jedem Falle ein Orgasmus dazugehören muss.
Trotz aller Bedenklichkeiten möchte ich dennoch postulieren:
- Der Hund erlebt während des Sexualaktes empfundene Triebbefriedigung, die mehr als nur klassische Antriebspools entleert und die Rüde wie Hündin zu genießen verstehen.
- Dieses Empfinden spitzt sich zu genau definierten Zeitpunkten bei Hündin wie Rüde zu einem orgiastisch erlebten Höhepunkt zu.
Hundliches Verhalten lässt diese Schlüsse zu. Objektive Beweise über physiologische Werte sind noch zu erbringen. Kreislaufwerte grenzen das Problem kaum ein (dazu weiter unten mehr). Unumstößlich bewiesen ist letztlich nichts. Selbst die Ergebnisse feinster Detailmessungen des Chemiehaushaltes, des nervlich-elektrischen Geschehens und der Kreislaufwerte können vom Zweifler stets in ihrer Interpretation als Beweis für hundliches Empfinden bestritten werden, da sie ein „Empfinden“ letztlich nur indirekt nahe legen und sich das Tier zu seinen realen Zuständen selbst nicht äußern kann. Die vorhandene Äußerung über die Körpersprache diskutiert der Zweifler ja ebenfalls weg.
Dennoch meine Forderung: Gönnen wir doch beiden den Orgasmus! Hündin wie Rüde.