Zoophilie in der Geschichte
Höhlenmalereien, die möglicherweise sexuelle Kontakte zwischen Menschen und Tieren darstellen, sind schon aus der Bronzezeit (Schweden) und aus der Eisenzeit (Italien) bekannt. Laut Rosenberger (1968) gehen sexuelle Mensch-Tier-Kontakte sogar mindestens bis in die letzte Eiszeit, das heißt bis 40.000 bis 25.000 v. Chr. zurück. Es gibt Lehrmeinungen, die davon ausgehen, dass es sich bei diesen Malereien nicht um tatsächliche Handlungen, sondern um Abbildungen mythologisch-tiefenpsychologischer Motive handele. Andere sehen hier den natürlichen Umgang des Schamanen mit seinem Krafttier im nichtalltäglichen Bewusstsein dargestellt.
Belege für sexuelle Kontakte zwischen Menschen und Tieren finden sich schon in der Bibel. Im Alten Testament wird der sexuelle Verkehr mit Tieren verboten (3 Mos 18,23 EU) und als todeswürdiges Verbrechen bezeichnet (2 Mos 22,18 EU; 3 Mos 20,15-16 EU). Diejenigen, die Zoophilie begehen, werden verflucht (5 Mos 27,21 EU), d. h. Aufdeckung und Ahndung des Vergehens werden Gott überlassen.
In den hethitischen Rechtsbüchern (16. Jh. – 13. Jh. v. Chr.) sind sexuelle Handlungen mit Tieren grundsätzlich unter Strafe gestellt. Die Tatbestandsmerkmale sind in den genannten Tierarten enthalten und die Tathandlung ist unter dem Begriff „sündigen“ oder „bespringen“ subsumiert. Die jeweiligen Rechtsfolgen (Todesstrafe oder Ächtung) sind abhängig vom Urteil des Königs. Grundsätzlich todeswürdige Verbrechen stellen die Zoophilie mit Rind, Schwein, Schaf und einem Hund dar. Der Verkehr mit einem Pferd oder einem Maultier zieht hingegen als Rechtsfolge nur die Ächtung und das Verbot nach sich, ein Priesteramt zu bekleiden. Wird der aktive Akt der Kopulation (bespringen) von einem Rind oder einem Schwein an einem Menschen ausgeübt, werden das Rind und ein Schaf anstatt des Menschen getötet. In der vorgenannten Konstellation mit einem Schwein ergibt sich keine Rechtsfolge.
Auf einer Höhlenmalerei von 8000 v. Chr. in Norditalien (Val Camonica) wird ein Mann gezeigt, der ein Tier penetriert. Raymond Christinger interpretiert das als ein Zeichen der Macht des Stammeshäuptlings, und wir wissen nicht, ob diese Praktik damals akzeptiert, ob das Abgebildete gewöhnlich, ungewöhnlich, symbolisch oder imaginär war.[48] Das Buch Cambridge Illustrated History of Prehistoric Art meint, dass diese Szene humoristisch sein könnte, weil der penetrierende Mann scheinbar währenddessen fröhlich mit den Armen winkt. Töpfer haben scheinbar viel Zeit damit verbracht, diese Praktik darzustellen, aber es könnte auch sein, dass sie die Idee einfach amüsant fanden. Dr. „Jacobus X“, ein Pseudonym für einen französischen Autor, sagt, das sei eindeutig geschehen, „bevor uns bekannte Tabus gegen Sex mit Tieren existierten“. Marc Epprecht sagt, dass Autoren wie Dr. Jacobus X keinen Respekt verdienen, weil ihre Methoden auf Hörensagen basieren und darauf ausgerichtet sind, das voyeuristische Verlangen des Lesers zu befriedigen. Masters sagt, da prähistorische Menschen nun einmal prähistorisch sind, ist es offensichtlich, dass wir nur wenig über ihr Sexualverhalten wissen und dass Höhlenmalereien vielleicht nur die subjektiven Gedanken und Meinungen des Künstlers darstellen.
Aus der klassischen Antike sind vielfältige explizite Berichte bekannt, bei denen es sich eindeutig um sexuellen Umgang mit Tieren handelt. So wurden im alten Griechenland verschiedene Gottheiten dadurch verehrt, dass mit den Tieren, die die Gottheit symbolisierten, gewaltsamer Geschlechtsverkehr praktiziert wurde. Auch in der griechischen Mythologie spielen Mensch-Tier-Kontakte eine Rolle (siehe Minotaurus, Europa, Leda). Im alten Rom gab es Bordelle, die die Namen der Tierarten trugen, die dort für den Menschen zur Verfügung gestellt wurden.
Masters meint, dass in der Antike Bestiality weit verbreitet war, und glaubt, dass sie oft Teil religiöser Rituale war. Er glaubt, dass dies im alten Ägypten so war und dass die zoomorphen Formen der ägyptischen Götter ein Garant dafür sind, dass sexuelle Kontakte zwischen Menschen und Tieren ein Bestandteil der Rituale waren. Zoomorphe Götterfiguren an sich sind zwar kein hinreichender Beweis, jedoch berichten Pindar, Herodot und Plutarch von rituellen Vereinigungen der Ägypter mit Ziegen. Allerdings müssen solche Behauptungen über fremde Kulturen nicht notwendigerweise bedeuten, dass der Autor dafür Beweise hat, sondern es kann sich auch um einen Ausdruck von Xenophobie oder einfach um Propaganda wie bei der Ritualmordlegende handeln.
Sexuelle Kontakte zwischen Menschen und Tieren wurden bei einigen Eingeborenenenkulturen in Nordamerika und im Mittleren Osten akzeptiert. Bei einigen Indianerstämmen Amerikas (einschließlich der Hopi) war sexueller Verkehr zwischen Menschen und Tieren nicht ungewöhnlich. Voget beschreibt das Sexualleben der jungen amerikanischen Ureinwohner als „allumfassend“, einschließlich Bestiality. Auch die Copper Inuit hatten „keine Aversion, mit lebenden Tieren zu verkehren“
Zahlreiche Kulturen bauten Tempel (Khajuraho, Indien) oder andere Strukturen (Sagaholm, barrow, Schweden) mit zoophilen Schnitzereien auf der Außenseite. Jedoch sind diese Darstellungen bei Khajuraho nicht auf der Innenseite. Vielleicht bedeutet das, dass die Dinge der profanen Welt zugeordnet sind und nicht der spirituellen Welt und deswegen draußen gelassen werden müssen.
Im Westen werden die genauesten Aufzeichnungen von Sex zwischen Mensch und Tier mit Berichten von mörderischem Sadismus, Folter und Vergewaltigung im Roman games und circus (in welchen Autoren schätzen, dass einige hunderttausend Menschen starben) assoziiert. Masters glaubt, dass Tiere speziell für den Verkehr mit Frauen trainiert wurden: Wenn das Mädchen oder die Frau unwillig waren, dann versuchten die Tiere sie zu vergewaltigen. Eine überraschende Vielfalt an Tieren wurde für diesen Zweck benutzt und auf vaginale und anale Kopulation trainiert. Darstellungen von Szenen des Sexuallebens der Göttern, wie z.B. Pasiphaë und der Stier waren höchst beliebt, oft endeten sie mit extremem Leiden, Verletzungen und Tod. Gelegentlich wurde gefährlicheren Tieren gestattet, (wenn gewünscht) ihre Opfer danach zu töten und zu verschlingen.
In christlich geprägten Gebieten hat von der Spätantike bis in die Neuzeit hinein weitgehend die Bibel den Umgang mit Mensch-Tier-Kontakten bestimmt. In der christlich geprägten Kultur des Mittelalters wurden zoophile Aktivitäten mit Exekution, typischerweise Verbrennung, als „sowohl Verstoß gegen biblische Gebote als auch Degradierung des Menschen als spirituelles Wesen durch das rein Tierische und Fleischliche“ geahndet, was den Tod des Tieres mit einschloss, entweder auf die gleiche Weise oder durch Erhängen des Tieres. Einige Hexen wurden beschuldigt, mit dem Teufel in Form eines Tieres zusammengekommen zu sein. Da bei allen Anschuldigungen in den Hexenprozessen die Geständnisse unter Folter erzwungen wurden, kann deren Wahrheitsgehalt nicht ermessen werden. Schwere Strafen bis hin zu lebenslänglicher Haft hielten sich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Nicht selten wurden Schweinehirten fälschlich verdächtigt, weil sie durch „Aufreiten“ auf der Sau feststellten, ob diese paarungsbereit war, denn ein paarungsbereites Weibchen drückt dagegen, ein nicht paarungsbereites Weibchen geht weg. Für unkundige Außenstehende kann der Test durch den Schweinehirten wie eine Form der Zoophilie wirken.
Es handelt sich hierbei um eine Kopie des entsprechenden Abschnitts aus dem Wikipedia-Artikels Zoophilie. Hier soll eine eigenständige geschichtliche Aufarbeitung erscheinen. Wer Interesse an der Mithilfe daran hat, kann sich gerne über unser Kontaktformular bei uns melden.